Ein Wald im Meer: Zyperns Unterwassermuseum Musan

Auf einen traumhaften Tauchgang begeben sich Besucher des Unterwassermuseums MUSAN vor der Küste Zyperns. Der Brite Jason deCaires Taylor hat dort 93 Werke in acht bis zehn Metern Tiefe installiert und damit 200 Meter vom Strand des beliebten Ferienorts Ayia Napa entfernt einen speziellen Unterwasserwald geschaffen, den weltweit ersten seiner Art.


Faszinierende Unterwasserlandschaft

Das Durchschwimmen des seit August 2021 geöffneten Museum of Underwater Sculpture Ayia Napa (MUSAN) ist ein Erlebnis. Künstliche Bäume und Fantasiepflanzen ragen vom Meeresgrund empor, die Blätter der Skulpturen bewegen sich in der Strömung, erstrahlen hell, wenn die Sonne durch das kristallklare Wasser in die Tiefe dringt. Dazwischen stehen Figuren von Kindern, Erwachsenen und Tieren auf dem sandigen Grund. Bunte Fischschwärme ziehen umher und knabbern an den Wasserpflanzen,die sich auf den Plastiken angesiedelt haben.

Jason deCaires Taylor: Für den Schutz der Meere

Die Bezeichnung Museum hat Taylor bewusst gewählt. „Wir zerstören die Ozeane, verschmutzen und überfischen sie. Museen hingegen gelten als Orte der Bewahrung, der Erhaltung und Bildung“, sagt der 1974 geborene Künstler, der als Bildhauer, Umweltaktivist und Unterwasserfotograf arbeitet, im Schweizer Tagesanzeiger. „Ich wünsche mir, dass wir die Meere als das wahrnehmen, was sie sind: immens wertvoll, fragil und lebensnotwendig.“

Jason deCaires Taylor wuchs als Sohn eines Briten und einer Guyanerin in Malaysia auf, wo er mit seinen Eltern früh die Welt des Meeres beim Schnorcheln und Tauchen erkundete. Er studierte Kunst in London und war später als Tauchlehrer tätig.

Erste Installation in Grenada

Die Idee zum MUSAN kam ihm einst bei einem Karibikaufenthalt. Dort erlebte der Künstler, wie ein Hurrikan ein Riff zerstörte. Daraufhin dachte er darüber nach, wie er durch umweltfreundliche Unterwasserkunstwerke Tauchern und Schnorchlern eine Alternative anbieten kann, um sie von den wenigen noch intakten Riffen wegzulocken – und die gefährdeten Naturwunder damit zu schützen.

Im Jahr 2006 entstand an der Westküste Grenadas im Westindischen Ozean mit dem Moilinere Bay Underwater Sculpture Park seine erste Unterwasser-Installation. Ihr folgten viele weitere. Unter anderem lassen sich Taylors Unterwasserkunstwerke in den Meeren vor Mexiko, Australien, Frankreich und Lanzarote bestaunen.

Neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere

Doch Taylor möchte mit seinen Werken nicht nur auf die Zerstörung der Meere und Riffe aufmerksam machen, sondern zugleich neue Lebensräume schaffen. Seine Installationen und Plastiken bestehen daher aus umweltfreundlichen Materialien wie extra porösem Beton. Die künstlichen Felsen bieten damit Meerespflanzen und -tieren neben dem Schutz auch die Möglichkeit sich anzusiedeln. 

„Wir neigen dazu zu vergessen, dass wir selbst auch ein natürlicher Teil der Umwelt sind. Und es hat eine besondere Bedeutung, über und über mit Meereslebewesen bedeckt zu sein und wieder vom Planeten absorbiert zu werden“, erklärt er seine Intention im Interview mit dem Tauchermagazin Alert Diver. „Ich hoffe also, dass die Menschen mitnehmen, dass wir von der Umwelt abhängen und die Umwelt von uns.“

Das Meer – eine Welt der Stille

So möchte Taylor mithilfe der Kunst schützen, was er von klein auf so schätzen gelernt hat: das Meer mit seiner Flora und Fauna. Taylor: „Das Meer ist ein unglaublicher Raum. Eine Welt der Stille, in der ich mit meinen Gedanken vollständig allein bin. Es ist, als würde man die Grenze zu einer anderen Welt übertreten, die von der eigenen völlig getrennt ist. Ein wirklich besonderer Ort.“

In Taylors künstliche Unterwasserwelten wie dem MUSAN vor der Küste Zyperns können Besucher also wortwörtlich eintauchen und diese Faszination selbst erfahren – und werden nach diesem einmaligen Erlebnis vielleicht mithelfen, Taylors Vision einer dauerhaft intakten Meereswelt zu unterstützen und weiter in die Welt zu tragen.


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