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Fotos: Holger Talinski
Das Werkhaus Potsdam verbindet Arbeit, Kultur, Bildung, gesellschaftliches Engagement und Wohnen zu einem spannenden Konzept.
"An eigenen Erfahrungen zu wachsen ist unbezahlbar. Denn sie lassen Neues entstehen, auf das man stolz ist. Darauf kommt es doch an!“
- Ludwig
Ein offener Ort
Der Gebäudekomplex im westlichen Teil von Potsdam Babelsberg vereint Projekthaus, Werkstatthaus und ein alternatives Wohnprojekt. Damit bietet es alle Voraussetzungen für zivilgesellschaftliche Projektarbeit. Unter anderem gibt es sieben offene Werkstätten für Holz, Textilien, Basteln, Keramik, Fahrradreparatur, Backen und Kochen sowie für das Schmieden.
Hier lernen Jung und Alt zusammen und voneinander – jeder kann ein Vorhaben umsetzen oder eines der Bildungsangebote des Trägervereins INWOLE e. V. nutzen.
Das Werkhaus bietet jedoch auch Kurse für Schulen, Weiterbildungen für Langzeitarbeitslose, Qualifikationen für Geflüchtete und Workshops für einfach Jedermann und Jedefrau.
Drechseln will gelernt sein
Die Teilnehmer finden im Projekthaus für ihre Ideen Material und Maschinen.
Sie haben die Möglichkeit, nach eigenen Ideen und Entwürfen zu arbeiten, sich mit Anleitung selbst zu helfen, allein und in der Gemeinschaft aktiv zu sein. Ludwig Kuntscher etwa leitet Teilnehmer in der Feldschmiede des Werkhauses an.
Beim Holzwerkstattleiter Eberhard Kreitmeyer kann man unter anderem das „Drechsel-Abi“ erlangen.
Und obwohl die verschiedenen Kurse für Anfänger ohne Kenntnisse absolut machbar sind, sind zwei seiner Teilnehmer fast schon Holzprofis: Peter, selbstständiger Möbeltischler, und der zwölfjährige Joan, Sohn seiner Partnerin, haben schon oft etwas zusammen gebaut – Seifenkiste, Airhockey-Platte und jetzt ist eben Drechseln dran.
Vom Meister lernen
Joan sah „so ein Drechselding in der Garage eines Kumpels stehen“. Nun will er die Basics lernen und bekommt auch schon ein dickes Kantholz in die Hand gedrückt.
Er zeichnet mit dem Meterstab auf beiden Seiten die Mitte ein und lässt sich von Eberhard zeigen, wie er das Holz in die Drechselbank einspannt. Peters Werkstück nimmt schon langsam Form an und Holzspäne fliegen in hohem Bogen durch die Luft.
Wichtige Wertschätzung
Diese Begeisterung ist der Grund für Eberhard Kreitmeyers Engagement. „In unserer digitalisierten Welt gibt es keine haptischen Berührungen mehr mit einer Aufgabe. Man macht nur noch klick, klick, klick, und ein Programm übernimmt alles.“
Bei ihm müsse jeder unter Anleitung das eigene Programm zum Laufen bringen. Und das mache die Menschen stolz, glücklich, erfüllt – sie trauen sich mehr zu. „Handwerk löst so viel aus bei den Leuten“, weiß Eberhard Kreitmeyer.
„Einer der Teilnehmer sagte einmal: Endlich habe ich mal etwas mit eigenen Händen gemacht, das nicht im Internet verschwindet.“
Soziales Zusammenleben und solidarische Gesellschaft
Das Werkhaus Potsdam ist aber mehr als „nur“ ein offener Ort mit Infrastruktur, Werkstattleitern, Geräten und handwerklichem Know-how. Es ist ein Ort für die praktische Umsetzung gesellschaftlicher Alternativen: Ein Gefühl von Gemeinschaft, die durch die Handwerksarbeit entsteht und Menschen unsichtbar miteinander verbindet.
Eine Idee von Nachhaltigkeit, da das Werkhaus die meisten Materialien recycelt.
Es ist ein Ort einer sozialen Haltung, wenn man mit dem angeschlossenen Wohnprojekt und vielen Kursen auch jene Menschen auffängt, die sonst kein soziales Netz besitzen. Das Werkhaus ist ein faszinierender Ort, das ein soziales Zusammenleben und eine solidarische Gesellschaft möglich macht.
Raum für Erfahrungen
Wer im Werkhaus Potsdam schraubt, schmiedet, sägt oder anderweitig werkelt, der erlebt, dass Wertschätzung eine Währung ist, die man nicht in Euro messen kann.
Es ist außerdem Mitglied im Verbund der offenen Werkstätten. Gibt es ähnliche Initiativen in Ihrer Region? Finden Sie es heraus.
(link: www.projekthaus-potsdam.de/werkhaus/
(link: www.offene-werkstaetten.org
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