Berlin TXL: Ex-Flughafen Tegel wird zum Stadtquartier

Tegel transformiert sich. Aus dem ehemaligen Berliner Flughafen wird ein Quartier der Zukunft – nachhaltig gebaut und konsequent begrünt, mit klimaneutraler Energieversorgung, umweltfreundlichen Mobilität-Modellen und einem großen Wissenschaftszentrum.

"Wir leben oft genug in unnatürlicher Umgebung. Deshalb ist es notwendig, den urbanen Raum neu zu denken."

- Gudrun Sack, Geschäftsführerin der Tegel Projekt GmbH


Europas Vorzeige-Flughafen

Bei seiner Eröffnung 1974 galt Berlin-Tegel als modernster Flughafen Europas. Bis zum Herbst 2020 startete und landete hier im Schnitt alle zwei Minuten eine Maschine. Die Zeiten sind vorbei. Die Betriebserlaubnis des Airports mit dem Beinamen „Otto Lilienthal“ ist erloschen.

Doch die nächste Zeitrechnung hat schon begonnen. Tegel wird neu gedacht. Von Menschen wie Gudrun Sack. Als Geschäftsführerin der Tegel Projekt GmbH will sie gemeinsam mit ihrem Team und mit Rückenwind des Berliner Senats aus dem einstigen Flughafen eine Stadt der Zukunft machen.


Mensch im Mittelpunkt

Der Anspruch der gelernten Architektin ist unmissverständlich: „Im Zentrum steht ganz klar der Mensch.“ Die Lebensqualität der Mieterinnen und Mieter soll höher sein als in anderen Teilen der Stadt, das geplante Viertel Lösungen für die großen Probleme liefern:

  1. den Klimawandel mit seinen verheerenden Folgen,
  2. die Knappheit an bezahlbarem Wohnraum,
  3. Kohlendioxid verschleudernde Verkehrsmittel.

Und so werden für Gudrun Sack in Tegel folgende Bausteine eine tragende Rolle spielen:

  1. Regenerative Energie, die Resilienz gegenüber Extremwetterereignissen wie Dürre, Hitze oder Überschwemmung,
  2. umweltfreundliche Mobilität sowie
  3. der verantwortungsvolle Umgang mit unseren Ressourcen.

Bezahlbare Mieten

500 Hektar Areal stehen zur Verfügung. Zum einen für "Berlin TXL – The Urban Tech Republic", einem Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien, zum anderen für das „Schumacher Quartier“. In dem neuen Wohnviertel mit Kitas und Schulen, Sportanlagen und Einkaufsmöglichkeiten soll überwiegend mit Holz gebaut, Fassaden und Dächer konsequent begrünt werden.

Über 5000 Wohnungen werden im Schumacher Quartier geplant, mehr als 10.000 Menschen sollen dort ab 2027 einziehen – zu bezahlbaren Mieten.

Tegel ist dafür der ideale Standort: Der Bezirk liegt nah am Stadtzentrum, nur eine Viertelstunde mit Bus und S-Bahn oder Auto entfernt, und bietet mit mehr als 220 Hektar Grünflächen beste Biodiversität.


Nachhaltige Technologien

Auch in Sachen „Urban Tech Republic“ wird groß gedacht. Hier werden Büros, Labore, Werkstätten und Arbeitsräume für rund 20.000 Angestellte geschaffen. Die Idee: Die nachhaltigen Technologien, die hier erfunden werden, sollen gleich vor Ort zum Einsatz kommen.

Wo früher Flugzeuge starteten, wird nun also an einer CO2- und energiesparenden Stadt gearbeitet. Wichtig sind deshalb: mehr Grün- und Wasserflächen, direkter Zugang zum Landschaftsschutzgebiet, Bauten aus nachwachsenden Rohstoffen und eine Verkehrsplanung, die zwar intelligent geplanten Verkehr und E-Mobilität im Blick hat, aber dabei nicht Straßen für Verbrenner, sondern Rad- und Fußwege in den Vordergrund stellt.


Kampf gegen den Klimawandel

Das Ziel der Tegel Projekt GmbH ist ambitioniert: „Wir wollen mit dem Schumacher Quartier eines der weltweit größten urbanen Holzbau-Quartiere realisieren und damit dem klimafreundlichen Geschosswohnungsbau zum Durchbruch verhelfen.“

Der Gebäudesektor sei für 38 Prozent unserer CO2-Emissionen verantwortlich, so Sack und könne zu einem der größten Hebel im Kampf gegen den Klimawandel werden.

Ein Haus, erklärt die Geschäftsführerin weiter, solle dann kein CO2 mehr ausstoßen. Noch dazu könne es schneller, sauberer und leiser errichtet werden als im konventionellen Massivbau. Die Nachhaltigkeit beginnt für sie schon bei den Baustoffen: Das Holz für das Quartier kommt aus den Berliner Forsten, was kurze Transportwege bedeutet.


Überschwemmungen vermeiden

Auch das Prinzip der „Schwammstadt“ soll bei Berlin TXL umgesetzt werden. Regenwasser soll versickern können und gespeichert und aufbereitet werden, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten.

Wasser- und Grünflächen sind so mehr als nur dekorative Elemente, sondern Möglichkeiten, zu klima- und wasserbewusster Stadtentwicklung beizutragen. Überschwemmungen können so vermieden, Wasser eingespart werden.

Befeuert wird das TXL-Projekt auch vom Greentech Festival, das in Tegel seit 2022 sein Zuhause hat. Auf der Greentech Conference, die jährlich im Juni in Berlin und mittlerweile auch in Weltmetropolen wie New York und Singapur stattfindet, kommen die Changemaker zusammen: CEOs, Wissenschaftler, Produktentwickler, Experten für Umweltschutz, Unternehmen. Sie alle haben sich das Ziel einer nachhaltigen Zukunft gesetzt und stellen auf dem Festival neue Technologien vor.


Bewerbung startet 2027

Laut Gudrun Sack wird frühestens in drei Jahren mit dem Bau begonnen. Ab Anfang 2027 sollen sich dann Interessenten bei landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften wie der Gewobag oder Genossenschaften bewerben können, um eine der Wohnungen zu ergattern.

Ein virtueller Spaziergang auf der Seite der Tegel Projekt GmbH hilft, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen – und überzeugt vielleicht auch die Bürgerinnen und Bürger, die sehr an ihrem alten Airport hingen und die Schließung des Flughafens mit seiner unverwechselbaren sechseckigen Waben-Form jahrelang emotional diskutierten.

Ein Trost ist ihnen aber sicher: Die „Waben“ stehen unter Denkmalschutz und bleiben den Berlinern erhalten.


Das könnte Sie auch interessieren