1. Aufbau und Funktion der Oberfräse
Verschiedene Justier- und Bedieneinrichtungen eröffnen kreative Möglichkeiten bei der Holzbearbeitung mit der Oberfräse. So sind etwa die Spannzangen in der Fräseraufnahme bei vielen Geräten austauschbar. Dadurch lassen sich verschiedenste Fräser mit unterschiedlichen Schaftdurchmessern einspannen. Achten Sie bei Kauf auf eine Absaugvorrichtung, damit die Frässtelle und vor allem die Raumluft weitgehend frei von Holzstaub und -spänen bleibt.
Die Oberfräse im Detail (zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
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Eine Zubehöraufnahme am Fräskorb für Anschläge und Führungshilfen – etwa Parallelanschlag oder eine Zirkelführung – helfen dabei, die Maschine genau auf Kurs zu halten.
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Mit dem Tiefenanschlag und einer Frästiefenskala bestimmen Sie exakt und leicht verstellbar, wie weit der Fräser ins Material eintaucht. Verfügt die Maschine über einen Revolveranschlag, können Sie zudem rasch zwischen voreingestellten Frästiefen wechseln.
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Mit dem Feststellhebel blockieren Sie den Tiefenschlag auf einer ausgemessenen und eingestellten Höhe.
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Eine elektronische Drehzahlvorwahl erlaubt das individuelle Anpassen der Fräsrotation bei empfindlichen Werkstoffen. Außerdem lässt sich dadurch die Motordrehzahl unter Last konstant halten.
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Sicher geführt wird das Gerät mit beidseitigen Griffen. Ein Schalter mit Arretierknopf direkt am Griff erleichtert die Bedienung während des Einsatzes.
2. Fräser für die Oberfräse
Nur mit hochwertigen Fräsern erzielen Sie beste Ergebnisse! Achten Sie deshalb beim Kauf der Fräser auf Qualität. So sollten die Schäfte lang, sauber und unbeschädigt sein. Fräser mit kugelgelagertem Anlaufring sind solchen mit Anlaufzapfen vorzuziehen: Ein kugelgelagerter Ring führt die Fräse leicht und gleichmäßig am Material (im Bild rechts). Die Hartmetallplättchen sollten schräg zur Fräserachse aufgelötet sein und die Schneide gleichmäßig und nur maximal drei Millimeter über den Grundkörper heraus stehen – andernfalls brechen sie schnell ab.
Beachten Sie: Schlecht aufgelötete Hartmetallschneiden erkennen Sie an einer dicken Wulst.
Für nahezu jede gestellte Aufgabe steht ein geeigneter Fräser bereit. Ihr Einsatz wird vor allem durch die Form der Schneide und des Materials, aus dem der Fräser gefertigt ist, bestimmt. Für die Bearbeitung von Weichhölzern, sind zum Beispiel Fräserrohlinge aus Hochleistungsschnellschnittstahl (HS) zu empfehlen. Robuster und langlebiger sind Hartmetall bestückte Fräser (HW für Harthölzer, Plattenwerkstoffe oder Kunststoffe). Je nach Größe der aufgelöteten Hartmetallplättchen sind sie für harte Werkstoffe (kleinere Partikel) oder weichere Materialien (größere Partikel) geeignet.
Nuten, Falze, Schlitze oder Federn – die Form des Fräsers bestimmt das Arbeitsergebnis. Für die Erstellung klassischer Holzverbindungen ist die Oberfräse ein bestens geeignetes Werkzeug. Mit dem Nutfräser schneiden Sie Nuten in Plattenkanten. Der Federfräser schneidet das Gegenstück – die Feder – in einem Arbeitsgang.
Wie Sie klassische Holzverbindungen herstellen erfahren Sie im BAUHAUS Ratgeber Holzverbindungen herstellen.
Mit dem T-Nutfräser erstellen Sie im Handumdrehen Nuten für Böden in Schubladen oder Kassetten in Rahmen. Der Falzfräser schneidet rechteckige Aussparungen an Kanten von Türen, Platten oder Schubladen.
Aufgeklebte, überstehende Furniere oder Aufdopplungen an Kanten gleichen Sie mit einem Bündigfräser aus.
Nicht nur für den konstruktiven Einsatz gibt es entsprechend geformte Fräser, auch für dekorative Aufgaben stehen zahlreiche Exemplare zur Auswahl: Feine Zierlinien und Schriften erstellen Sie mit dem Schriftenfräser. Der V-Nutfräser eignet sich in der Fläche zum Fräsen von V- und Ziernuten. Führen Sie diesen Fräser außen am Holz, bricht er die Kanten (Anfasen).
Der Anlaufring des Fasefräsers ermöglicht das Anfasen von Kanten ohne Parallelanschlag.
3. Fräser montieren
Gängig sind Fräser mit 6-, 8- und 12-Millimeter-Schaft. Zu jeder dieser Schaftgrößen gibt es auch eine passende Spannzange (für Oberfräsen mit austauschbaren Spannzangen). In diese stecken Sie den Fräser der wiederum mithilfe einer Überwurfmutter in der Fräseraufnahme festgespannt wird.
Fräser montieren (zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
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Der Fräser muss fest und sicher sitzen. Achten Sie darauf, die Spannzange mit der zum Schaft passenden Nenngröße einzusetzen.
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Drehen Sie zunächst die Überwurfmutter um einige Windungen auf und setzen den Fräser bis zum Anschlag ein.
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Ziehen Sie den Fräser wieder einige wenige Millimeter zurück und schrauben die Mutter bei gedrückter Spindelarretierung fest.
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Verfügt die Oberfräse nicht über eine Spindelarretierung, halten Sie die Welle mit einem zweiten Schlüssel fest. Das Lösen des Fräsers sollte dann später kein Problem sein.
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Hängt doch einmal ein Fräser in der Spannzange fest, lösen Sie ihn mit einer Spitzzange und einigem Kraftaufwand (keine Gewalt).
4. Exakt und sauber fräsen
Entscheidend für die Qualität des Ergebnisses ist die richtige Arbeitsrichtung, die Stärke der Spanabnahme und das angemessene Arbeitstempo: Die Fräse darf niemals zu schnell geführt werden – im schlimmsten Fall reißen die Holzfasern ab anstatt sie zu schneiden. Fällt die Motordrehzahl hörbar ab, ist das ebenfalls ein Zeichen, den Vorschub zu verlangsamen. Besonders tiefe Fräsungen sollten Sie außerdem in mehreren Durchgängen ausführen.
Platten teilen
Außen und innen fräsen
Wichtigster Grundsatz für das richtige Führen einer Fräse: Immer gegen die Dreh-beziehungsweise Laufrichtung des Fräsers führen! Möchten Sie also außen am Material (Kanten) fräsen, muss sich der Fräser gegen das Material drehen – Sie arbeiten hier gegen den Uhrzeigersinn. Fräsen Sie im vollen Holz, muss sich der Fräser auf der Seite der Maschine gegen die Schieberichtung drehen, auf der Sie die Fräse gegen den Anschlag drücken. Ausnahme: Bei Stirnholz tragen Sie zunächst etwas Material in Laufrichtung ab. Beim Fräsen in Ausschnitten gilt das gleiche Prinzip. Da hier das Material aber auf der anderen Seite der Maschine liegt, bedeutet das, dass Sie die Fräse im Uhrzeigersinn führen (Bild links).
Mit einem Fingerfräser können Sie auch Holzplatten teilen. Das dauert zwar etwas länger als mit der Kreissäge, der Schnitt ist dafür aber auch sauberer – etwa für perfekte Sichtkanten.
Bei Fräsungen mit Nut- und Profilfräsern ohne Kugellager hält der Parallelanschlag den geraden Kurs entlang der Holzkante.
Kopierringe (auch Kopierhülsen oder Anlaufringe) werden an der Grundplatte der Maschine befestigt und kommen zum Einsatz, wenn Sie die Oberfräse entlang einer Schablone oder Anschlag führen möchten.
Beachten Sie: Die Hülse des Kopierrings muss zum Durchmesser des Fräsers passen.
Mit einem Bündigfräser übertragen Sie eine eigene Vorlage auf das Werkstück: Nageln Sie die Vorlage (aus Restholz) auf das Werkstück und sägen die Form grob zu. Mit dem Bündigfräser arbeiten Sie dann die Kontur aus – zunächst an der Vorlage entlang, bei weiteren Durchgängen am bereits gefrästen Material.
Auch einen Zirkel für Kreise können Sie leicht selbst herstellen. Bohren Sie hierfür in ein Stück Restholz ein Loch für den Fräser sowie Befestigungslöcher – diese müssen zu den Bohrungen der Grundplatte der Oberfräse passen. Befestigen Sie das Holz anschließend an der Oberfräse und heften das Sperrholz mit einem Nagel im gewünschten Radius (Kreismittelpunkt) ans Werkstück. Nun können Sie den Kreis gegen den Uhrzeigersinn um die Nagelachse fräsen.
Bildergalerie Rund um die Oberfräse
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Die Oberfräse ist ein wahrer Tausendsassa: Neben der großen Auswahl im Fräserangebot und den oft mitgelieferten Führungshilfen gibt es noch etliches weiteres Zubehör – für eine Vielzahl von kreativen Arbeiten. Mit einer Schriftschablone und einem Kopierring erstellen Sie beispielsweise sauber gefräste Buchstaben und Ziffern.
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Mit einem flexiblen Kurvenlineal können Sie ein Werkstück in schwungvollen Formen schneiden: Schrauben Sie hierfür das Kurvenlineal auf das Werkstück, nachdem Sie die gewünschte Form vorher grob zurechtgeschnitten haben (Stichsäge).
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Mit dem Bündigfräser arbeiten Sie anschließend die Kontur ins Werkstück – im gezeigten Beispiel von unten in einem Frästisch.
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Um eine Oberfräse voll ausnutzen zu können, lohnt sich die Anschaffung eines Frästisches. Damit wird aus der handgeführten Maschine eine stationäre Oberfräse, mit der Sie in viel kürzerer Zeit auch kleinerer Werkstücke sauber bearbeiten können.