1. Die richtige Leiter für jeden Einsatz
Vor dem Leiterkauf sollten Sie sich folgende Fragen stellen: Wofür brauche ich eine Leiter? Will ich sie innen oder außen nutzen, auf Treppen, an Bäumen, für den Hausgebrauch oder für den handwerklichen Einsatz? Auf welchem Grund wird sie stehen? Wie hoch soll sie sein? Hat sie genug Platz für mein Werkzeug?
Die Antworten darauf verraten Ihnen, was Ihre Leiter können muss und wann eine Alternative sinnvoller ist. Wollen Sie zum Beispiel für längere Zeit in einer bestimmten Höhe an der Fassade Ihres Hauses arbeiten, ist ein Gerüst meist die bessere Wahl, da sicherer und bequemer. Bei kleineren Reparaturen im Haus reicht ein Klapptritt oder eine Stufenleiter oft völlig aus. Zieht es Sie dann aber irgendwann doch in luftigere Höhen, empfiehlt sich eine Schiebe- oder Vielzweckleiter. Sehr praktisch: Viele Leitern können nachträglich mit diversem Zubehör erweitert oder auf den aktuellen Stand der Norm gebracht werden, sodass eine Neuanschaffung nicht immer nötig ist.
Die ausgewählte Leiter sollte in jedem Fall ein TÜV/GS-Zeichen tragen und nach der europäisch gültigen Norm EN 131 gebaut sein.
Beachten Sie: Die Verwendung von falsch ausgewählten Leitern, unsachgemäßem Einsatz, Verwendung von beschädigten Leitern oder Missachtung der Unfallverhütungsvorschriften sind die häufigsten Unfallursachen.
Seit 1. Januar 2018 gelten für alle gewerblichen Anwender die Anforderungen der Norm für Leitern DIN EN 131-1 und DIN EN 131-2:
Alle Leitern, die als Anlegeleitern genutzt werden können (z. B. Anlege-, Schiebe- und Seilzugleitern) und die länger als drei Meter sind, müssen mit einer Standverbreiterung (z. B. Quertraverse) ausgestattet sein.
Bei Leitern, die schon eine Standverbreiterung haben, kann diese aufgrund der Leiterlänge und einer neuen Berechnungsformel in Zukunft noch länger sein (max. 1.250 mm)
Einteilung der Leitern in zwei Gebrauchsklassen „Professional“ (für den Gebrauch in der Arbeitswelt) und „Non-professional“ (für den Gebrauch im privaten Bereich).
Leitern für den gewerblichen Gebrauch werden nach strengeren Kriterien geprüft (neues Prüfverfahren mit höheren Lasten).
Gewerbliche Anwender sollten prüfen, ob die vorhandenen Leitern im Betrieb der aktuellen Norm entsprechen, nicht normgerechte Leitern einer Gefährdungsbeurteilung unterziehen und die Leitern im Bestand gegebenenfalls nachrüsten oder austauschen.
Beachten Sie: Leitern für den „Nicht beruflichen/gewerblichen Gebrauch“ (non professional bzw. domestic use) sind nur für die private Nutzung zulässig und unterliegen weniger strengen Prüfanforderungen. Unter anderem müssen sie beim Dauerbelastungsversuch nur 10.000 statt 50.000 Zyklen aushalten.
2. Der Zweck bestimmt die Leiter
Grundsätzlich wird zwischen Sprossen- und Stufenleitern unterschieden:
- Stufenleitern sind mit ca. 80 Millimeter tiefen Stufen versehen und vor allem als einseitig begehbare Haushaltleitern für den täglichen Gebrauch bekannt (im Bild links).
- Sprossenleitern sind mit ca. 30 Millimeter tiefen Sprossen versehen. Die gängigsten Modelle hier sind einteilige Anlegeleitern, zwei- oder dreiteilige Schiebe- oder Seilzugleitern (als Anlegeleiter), dreiteilige Vielzweckleitern (im Bild rechts), Gelenkleitern oder Teleskopleitern in verschiedenen Ausführungen.
Die meisten Leitern bestehen heutzutage aus Aluminium – und das aus gutem Grund. Denn Aluminiumleitern sind vergleichsweise leicht und lassen sich problemlos überall verstauen. Außerdem ist das Metall beim Einsatz im Freien gegenüber Wettereinflüssen wie Sonne und Regen relativ unempfindlich: Es rostet nicht und ist dank seiner sogenannten Passivierung vor Korrosion geschützt. Im Gegensatz dazu kann bei Holzleitern bereits Feuchtigkeit für Schäden sorgen, während es Kunststoff als Material häufig an Stabilität mangelt. Ein weiterer Vorteil des Leichtmetalls: Auch hartnäckiger Schmutz kann mit einem Lösungsmittel schnell und einfach wieder entfernt werden. Und auch die Entsorgung gestaltet sich ebenso einfach, die Alu-Leiter ist recycelbar – auf dem Schrottplatz bekommen Sie dafür sogar oft noch gutes Geld.
Für den normalen Hausgebrauch stehen kleine Klapptritte und einfache Stufenstehleitern zur Verfügung. Auf den breiten Stufen kann man auch längere Zeit bequem stehen und das obere Holmende ist zudem als geschlossener Handgriff ausgebildet. Ob Klapptritt oder klassische Haushaltsleiter – beide Modelle lassen sich Platz sparend zusammenklappen und in einem Besenschrank unterbringen.
Für den ambitionierten Handwerker kommen ebenfalls Stufenstehleitern in Frage. Einige Modelle verfügen auch über extra breite Stufen von 125 Millimeter – für besonders sicheren Stand.
Für diejenigen, die ganz hoch hinaus wollen, zum Beispiel für Arbeiten an der Fassade, sind Vielzweckleitern in verschiedenen Größen für den professionellen beziehungsweise semiprofessionellen Einsatz geeignet. Diese können sowohl als Anlege- oder aber auch als freistehende Leiter verwendet werden.
Beachten Sie: Anlegeleitern sollten Sie in einem 65- bis 75-Grad-Winkel aufstellen, um sowohl das Abrutschen der unteren Leiterholme zu verhindern als auch das Überkippen der Leiter nach hinten.
3. Sicher arbeiten auf der Leiter
- Beachten Sie die auf der Leiter aufgedruckten Piktogramme – sie zeigen in Kurzform, wie Sie die Leiter korrekt verwenden.
- Stellen Sie die Leiter auf eine tragfähige, ebene und rutschfeste Standfläche – gegebenenfalls benutzen Sie eine Fußverbreiterung.
- Stellen Sie die Leiter weder zu steil noch zu flach an – der Aufstellwinkel sollte 65 bis 75 Grad betragen.
- Stellen Sie fest, ob die Leiter lang genug ist – die Leitern sollte mindestens einen Meter über die Austrittsfläche hinausragen.
- Die Leiter sollte unbedingt sauber (d.h. trocken und fettfrei) sein. Außerdem sollten Sie beim Arbeiten auf der Leiter festes Schuhwerk tragen.
- Vermeiden Sie waghalsige Manöver auf der Leiter und stellen Sie zu Ihrer Sicherheit die Leiter lieber öfter um.
- Achten Sie auf elektrische Leitungen.
- Überlasten Sie die Leiter nicht.
- Stellen Sie die Leiter nicht an bewegliches oder zerbrechliches Material, sondern gegen tragfähige Gegenstände.
- Verstellen Sie mit einer Leiter nie eine Tür oder einen Zu- beziehungsweise Ausgang.
- Bei Arbeiten an Verkehrswegen sind Leitern zu sichern.
- Führen Sie Werkzeug nur in geeigneten Taschen mit sich, damit Sie beide Hände frei haben und nichts nach unten fallen kann.
- Auf gewachsenem Boden immer Fußspitzen verwenden.
Für einen sicheren Auf- und Abstieg
-
Achten Sie beim Kauf auf die stabile Verankerungen der Sprossen an den Leiterholmen sowie auf den Abstand vom Boden bis zur ersten Sprosse: Das sogenannte Antrittsmaß entspricht im Idealfall den übrigen Sprossenabständen.
-
Stufenstehleitern mit tiefen Stufen für sicheren Halt sollten in jedem Fall auch rutschsichere Fußkappen oder -stopfen haben. Eine Anlehnfläche und eine Multifunktionsschale mit Eimerhaken erleichtern die Arbeit auf der Leiter zusätzlich.
-
Um die Bedienung zu vereinfachen, sind Schiebeleitern oft mit einem Seilzug ausgerüstet.
-
Besonders wichtig sind Sicherungen gegen das Zusammenklappen der beiden Tragholmpaare. So sollten auch einfache Haushaltsleitern ab einer gewissen Stufenanzahl zusätzlich mit einem Gurtband ausgestattet sein.