Im Gegensatz zur Honigbiene leben viele unserer heimischen Wildbienenarten allein. Erfahren Sie hier, wie sie durch den Winter kommen und wie Sie ihnen helfen können.
Vielfältige Einzelgänger: Wie leben Wildbienen?
Wildbiene ist nicht gleich Wildbiene – schließlich sind bei uns zwischen 550 und 600 verschiedene Arten heimisch. Allein in Berlin gibt es rund 360, vermeldet der Naturschutzbund. Mehr als 50 Prozent der hierzulande lebenden Arten stehen allerdings auf der roten Liste. Ein knappes Drittel ist sogar akut vom Aussterben bedroht.
Dabei sind in Deutschland alle Bienenarten besonders durch die Bundesartenschutzverordnung geschützt. Dadurch ist es verboten Bienen umzubringen, einzufangen oder ihre Nistplätze zu zerstören. Besonders in Zeiten des „Bienensterbens“ ist hier Acht zu geben.
Zu den bekanntesten Wildbienen gehören die Holzbiene und ihre nahen Verwandten, die Keulhornbienen. Wie die meisten hiesigen Wildbienen sind sie relativ dunkel bis schwarz-glänzend, sehen also gänzlich anders aus als die schwarz-gelbe Honigbiene.
Doch es gibt auch farbenfrohere Vertreter: die Hummel. Auch sie gehört zur Gattung der Wildbienen – und bildet hier eine Ausnahme. Denn Hummeln leben in einem Staat zusammen, der aus 50 bis etwa 600 Tieren bestehen kann. Viele andere Wildbienenarten hingegen sind Einzelgänger oder leben in kleinen Gruppen.
Holz, Pflanzen, Erde: Wo leben Wildbienen?
Bei der Holzbiene verrät es bereits der Name. Während sie sich ein heimeliges Versteck in kleinen, schmalen Gängen im Holz suchen, bevorzugen andere Arten wie etwa die Keulhornbiene Hohlräume in einem vertrockneten Pflanzenstängel. Brombeeren und Sonnenblumen stehen hier besonders hoch im Kurs.
Der Großteil, nämlich etwas mehr als zwei Drittel aller Wildbienenarten, baut sich hingegen kleine Höhlen im Erdreich. Man spricht dabei von der sogenannten Erd- oder auch Sandbiene. Hier bauen sie auch ihre Nester, in die sie die Eier ablegen und aus denen anschließend die Jungtiere schlüpfen.
Viele Wildbienenarten haben sich auf für sie passende Niststandorte spezialisiert. Sind die richtigen Voraussetzungen nicht erfüllt, gibt es keinen Nachwuchs. Auch bei der Nahrungssuche sind sie teils auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und auf genügend Vorhandensein angewiesen.
Bienen im Winter: So überwintert der Wildbienen-Nachwuchs
Die Lebensspanne einer solitären Wildbiene ist ziemlich kurz. Die meisten Wildbienenarten leben tatsächlich nur einjährig. Im Spätherbst sterben auch die letzten verbliebenen erwachsenen Exemplare. Je nach Art sind die Wildbienen in unterschiedlichen Monaten unterwegs auf der Suche nach Nektar, Pollen und geeigneten Nistplätzen. Man spricht hierbei von der Flugphase. Endet diese, stirbt die Biene.
Die Weibchen leben im Schnitt zwischen einem und anderthalb Monaten, die Männchen etwas länger. Bis dahin müssen die Eier an einem sicheren Ort wie beispielsweise in einem Holz-, Pflanzen- oder Erdkanal abgelegt und mit einem Pollen-Nektar-Gemisch versorgt sein. Anschließend wird das Nest (Brutzelle) verschlossen. Die Larven entwickeln sich relativ schnell und verpuppen sich in ihren Brutzellen. In diesem Zustand verharren viele Puppen den ganzen Winter über. An diesen Brutplätzen überwintert der Nachwuchs und schlüpft im darauffolgenden Jahr. Sorgen die Sonnenstrahlen für genug Wärme, schlüpfen die neuen Wildbienen aus ihren Brutkammern.
Dann geht der Kreislauf von vorn los und die nun erwachsenen Tiere der zweiten Generation haben ihrerseits zwischen vier und sechs Wochen Zeit, ihrem eigenen Nachwuchs einen geeigneten Nistplatz zur Überwinterung zu suchen. Trotz der guten Vorsorge ihrer Elterntiere überleben nur 25-30% des Nachwuchses. Gründe dafür sind zum Beispiel schwankende Temperaturen, Auftauen und wieder Gefrieren des Bodens, Überschwemmungen oder Fressfeinde.
Wildbienen im Garten: Darauf sollten Sie bei Ihren Pflanzen achten
Um den Wildbienen im Winter zu helfen, können Sie im Garten geeignete Quartiere schaffen. Auch verblühte Pflanzenstängel sind ein beliebtes Winterquartier für den Nachwuchs der Wildbienen.
Wenn Sie Sonnenblumen, Brombeerhecken, Königskerzen oder andere Blumen mit markhaltigen Stängeln in Ihrem Garten haben, lassen Sie diese einfach über den Winter stehen, anstatt sie im Herbst abzumähen. Offene Erdstellen, Löcher von Nagern oder Haufen mit Totholz können ebenfalls guten Unterschlupf für Wildbienen liefern.
So bieten Sie zahlreichen Wildbienenarten eine ganz natürliche und ökologische Nisthilfe und werden im kommenden Jahr mit vielen bestäubten Pflanzen von Ihren kleinen Untermietern belohnt. „Insektenhotels“ können zusätzlich helfen und allerlei Nützlingen im Garten Unterschlupf bieten.
Wildbienen ansiedeln: Was es bei Nisthilfen zu beachten gilt
Durch die Nutzung ungeeigneter Materialien und Bauweisen bringen viele der gut gemeinten Wildbienen-Nisthilfen leider nicht den gewünschten Effekt – oder schaden sogar. Ob Sie ein Bienenhotel kaufen oder selber bauen wollen: Hier sind einige Dinge, auf die Sie achten sollten:
Sie erstellen eine Variante aus Holz, zum Beispiel für die gleichnamige Biene? Dann achten Sie unbedingt darauf, dass dieses unbehandelt ist. Für die Nisthilfe nur abgelagertes Holz verwenden. Sinnvoll ist entrindetes Hartholz, zum Beispiel von der Esche, Buche oder Eiche. Nadelholz ist nicht empfehlenswert, da sich bei Feuchtigkeit die Fasern im Bohrloch wieder aufstellen. Auch wenn sie in vielen Bienenhotels zu finden sind: Hohl- und Lochziegel werden von Wildbienen nicht besiedelt. Eine bessere Alternative sind hier Strangfalzziegel. Ungeeignet sind auch Weidenruten-Lehmwände, da selbst für grabende Wildbienenarten das Material zu hart ist.
Auf keinen Fall sollten Sie Glas, Plastik oder andere Materialien verwenden, aus denen Wasserdampf nicht austreten kann. Zwar kann man in diesem Fall die nistenden Bienen beobachten, doch meist bilden sich im Inneren Pilze, an denen die Biene stirbt, noch bevor sie überhaupt schlüpfen kann. Generell gilt: Vertikale Strukturen und Kanäle sind der Wildbiene deutlich lieber als horizontale.
Haben Sie also massives, unbehandeltes und schon etwas abgelagertes Holz, können Sie es an eine sonnige Stelle legen, die vor Regen und Wind geschützt sind und von oben in großen Abständen (mindestens zwei Zentimeter) mit einem Bohrer Löcher hineinbohren.
Am besten geeignet sind Holzbohrer mit drei bis acht Millimetern Durchmesser. Es bietet sich eine Mischung unterschiedlich großer Bohrlöcher an, damit sich die verschiedenen Arten von Wildbienen entsprechend ihrer Körpergröße einen passenden Nistplatz aussuchen können.
Die Kanäle sollten innen glatt und so weit voneinander entfernt sein, dass sich keine Risse dazwischen bilden. Risse können vermieden werden, indem ins Längsholz gebohrt wird, statt ins Hirnholz. Am besten den Bohrer mehrmals rein und raus bewegen, um die Oberfläche zu glätten. Abstehende Splitter am Bohrloch am besten abschmirgeln. Entstandenes Bohrmehl einfach ausklopfen.
Mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung können Sie ganz einfach ein Wildbienenhotel selber bauen.
Am besten für die Wildbienen-Nisthilfe einen Standort wählen, der jahrelang gleichbleiben kann. Das Bienenhotel sollte leicht zugänglich sein, damit die Wildbienen eine "freie Flugbahn" haben.
Wenn Sie möchten, können Sie im Abstand von etwa 20 Zentimetern vor der Nisthilfe ein Netz oder einen Draht spannen. So sind die Bienen vor Vögeln geschützt, wenn sie im Frühjahr aus ihren Öffnungen kommen.
Für den Schutz vor Fressfeinden bietet sich vor allem ein blaues Netz mit 3x3 cm Maschenweite an. Engmaschigere Netze könnten zur Gefahr für andere Tiere werden und sind daher nicht zu empfehlen. Es kann etwas Zeit brauchen, bis Wildbienen die Nistmöglichkeiten finden und "einziehen". Meist bleiben sie nämlich in dem Gebiet, in dem sie sich selbst entwickelt haben. Einige Waldbienen reinigen zuerst das Nest, bevor sie anfangen Brutzellen und Trennwände zu bauen. Je nach Art kann es ein Jahr oder länger dauern, bevor der Nachwuchs schlüpft.
Wer den Wildbienen im Winter ein passendes Quartier anbieten möchte, sollte das ganze Jahr über auf ein reiches Angebot an Nektar und Pollen achten. Pollen sind sehr proteinreich, und somit ein wichtiger Teil der Larvennahrung.
Um die Wildbienen-Nisthilfen attraktiv zu halten, sollten sie nach dem Schlüpfen des Nachwuches (gründlich prüfen!) gereinigt werden. Dabei werden Reste von Kokons, Kot und Lehm aus den Gängen entfernt.
Gut zu wissen: Viele Wildbienenarten verteidigen ihren Nistplatz vor Konkurrenten, Räubern und Parasiten. Bis auf Honigbienen und Hummeln interessieren sich die Tiere jedoch nur wenig für Menschen. Somit können in der Regel auch Kinder gefahrlos das Wildbienenhotel aus der Nähe beobachten.
Tipps für weitere Nisthilfen
Neuer Lebensraum im Apfelbaum
Schritt 1: Wenn abgestorbene Äste noch ausreichend fest sind, macht man aus ihnen auf kinderleichte Art wertvolle Wohnungen für Wildbienen. Entfernen Sie zunächst die Borke und bohren Sie mehrere 4–8 mm dicke Löcher ins Holz. Das gelingt sogar mit einem einfachen Akku-Schrauber, wenn das Holz schon etwas mürbe ist.
Schritt 2: Die Löcher liegen mehrere Zentimeter voneinander entfernt, damit keine Risse entstehen. Bohren Sie 5 bis 10 cm tief und schleifen Sie die Löcher danach innen mit eng aufgerolltem Schmirgelpapier sauber. Totholz ist spröde und herausragende Splitter können die zukünftigen Bewohner sonst verletzen.
Auf Sand gebaut
Viele Wildbienen legen Brutröhren im Boden an. Um ihnen zu helfen, graben Sie an einer sonnigen, trockenen Stelle eine spatentiefe Grube, die Sie mit Ziegeln umranden.
Füllen Sie bindigen Sand ein, der sich zum „Kuchenbacken“ eignet.