Steingärten sind beliebt, weil sie als pflegeleicht und minimalistisch gelten. Doch sie sind auch unter dem Namen „Gärten des Grauens“ bekannt. In diesem Ratgeber gehen wir darauf ein, wie Steingärten zu diesem Titel gekommen sind und welche ökologischen Auswirkungen die Versiegelung von Flächen haben kann. Gleichzeitig geben wir Ihnen praktische Alternativen zur Steinwüste.
Warum werden Kies-, Stein- oder Schotterflächen als „Gärten des Grauens“ bezeichnet?
Die Bezeichnung „Gärten des Grauens“ beschreibt pflanzenarme oder sogar steinige Vorgärten, die sich negativ auf die Artenvielfalt und das Stadtklima auswirken. Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) verwendet diesen Begriff, um auf die ökologischen Probleme solcher Gartengestaltungen hinzuweisen.
Obwohl versiegelte Flächen in Vorgärten oft aufgrund ihrer vermeintlichen Pflegeleichtigkeit und modernen Optik gewählt werden, haben sie einen hohen Preis: Sie bieten kaum Lebensraum für Flora und Fauna und tragen zur Erhöhung der städtischen Hitze bei.
Tipp: In unserem Ratgeber „Vorgarten: Ideen für einen Steingarten“ erfahren Sie, wie Sie einen ökologisch wertvollen Steingarten anlegen.
Wie wirken sich Gärten des Grauens auf die Umwelt aus?
Gärten, die hauptsächlich mit Kies, Stein oder Schotter gestaltet sind, haben beträchtliche negative Auswirkungen auf die Umwelt. Die wichtigsten ökologischen Konsequenzen umfassen:
• Mangel an Biodiversität: Schotterflächen bieten wenig Nahrung und Schutz für die lokale Fauna, was den Lebensraum für viele Kleintiere und Pflanzen erheblich einschränkt. Dadurch verringert sich die biologische Vielfalt in städtischen Gebieten merklich.
• Beeinträchtigung des Wasserhaushalts: Die undurchlässige Beschaffenheit dieser Flächen verhindert das natürliche Versickern von Regenwasser in den Boden. Bei starkem Regen können sich dadurch Wassermassen ansammeln, die Überschwemmungen verursachen. Anstatt den natürlichen Wasserkreislauf zu unterstützen, werden städtische Kanalisationen überlastet.
• Erhöhung der Umgebungstemperatur: Materialien wie Stein und Kies speichern Wärme und setzen diese über einen längeren Zeitraum frei. Dies trägt zur Bildung städtischer Wärmeinseln bei, die insbesondere in urbanen Gebieten die Temperaturen ansteigen lassen und die Lebensqualität beeinträchtigen können.
• Verschlechterung der Luftqualität: Weniger Pflanzen bedeutet auch eine geringere natürliche Luftfilterung. Ohne lebendige Pflanzen wird die Luftverschmutzung, die durch Autoabgase und industrielle Emissionen entsteht, nicht reduziert.
Durch die Entscheidung für eine lebendigere und grünere Gartenplanung können Sie diese negativen Effekte minimieren und einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Ein Überblick über die neuen Verbote
Viele Bundesländer haben aufgrund der negativen ökologischen Auswirkungen gesetzliche Regelungen gegen die Anlage von Schottergärten eingeführt. Diese Verbote sind in den jeweiligen Landesbauordnungen verankert, die wiederum auf der Musterbauordnung (MBO) des Bundes basieren. § 8 MBO schreibt vor, dass nicht überbaute Flächen bebauter Grundstücke wasseraufnahmefähig und begrünt oder bepflanzt sein müssen.
In den folgenden Bundesländern sind Schottergärten gesetzlich verboten:
Bundesland | Gesetz/Verordnung | Begründung/Details |
---|---|---|
Baden-Württemberg | Naturschutzgesetz Baden-Württemberg | Schottergärten fördern die Erwärmung des Stadtklimas. |
Bremen | Begrünungsortsgesetz Bremen | Seit 2023 müssen Privatgärtner und Co. bestehende Schottergärten bis Ende 2026 entfernen. |
Hamburg | Hamburgische Bauordnung | Privatgärtner müssen Vorgärten gärtnerisch gestalten. |
Hessen | Hessisches Naturschutzgesetz | Der Schutz der biologischen Vielfalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. |
Niedersachsen | Niedersächsisches Naturschutzgesetz | Schottergärten stehen im Widerspruch zu den Zielen des Naturschutzes. |
Nordrhein-Westfalen | Landesbauordnung NRW | Explizites Verbot seit 2024. Natürliche Gärten leisten einen Beitrag zum Klimaschutz und zur biologischen Artenvielfalt. |
Rheinland-Pfalz | Landesbauordnung Rheinland-Pfalz | Das Verbot bekämpft Artenverlust und fördert die Biodiversität. |
Sachsen-Anhalt | Bauordnung Sachsen-Anhalt | Unbebaute Grundflächen müssen wasseraufnahmefähig bleiben bzw. begrünt oder bepflanzt werden. |
Schleswig-Holstein | Landesbauordnung für das Land Schleswig-Holstein | Die Wahl der Art und Beschaffenheit der Grünflächen bleibt Privatgärtnern und Co. überlassen. Auf den Flächen muss jedoch die Vegetation überwiegen. |
In den restlichen Bundesländern gibt es noch keine einheitliche Entscheidung bezüglich Schottergärten. Einige Länder ermöglichen lokale Regelungen, die die Anlage von Steingärten einschränken, während andere auf ihre Bauordnungen verweisen. In Bundesländern ohne spezifische Verbote wird die Entscheidung oft den Kommunen überlassen, was zu einer unterschiedlichen Handhabung führen kann.
FAQ: Mit welchen Konsequenzen muss man rechnen, wenn man trotz Verbot einen Schottergarten anlegt?
Bei Missachtung eines Verbots können Bußgelder verhängt und Rückbauanordnungen erteilt werden. Zusätzlich können in einigen Kommunen höhere Abwassergebühren aufgrund verminderter Bodenversickerungsfähigkeit anfallen.
Alternativen zu Schottergärten
Es gibt zahlreiche umweltfreundliche Alternativen zu Schottergärten, die sowohl die Biodiversität fördern als auch optisch ansprechend sind. Hier sind einige Vorschläge, wie Sie Ihren Garten naturnah und lebendig gestalten können:
Kräutergarten
Kräutergärten sind nicht nur eine duftende Bereicherung für jeden Haushalt, sondern bieten auch einen wertvollen Lebensraum für Bienen. Die vielfältigen Kräuter können sowohl kulinarisch genutzt werden als auch die lokale Flora und Fauna unterstützen.
Gemüsegarten
Ein Gemüsegarten ermöglicht den Genuss von frischem, unbelastetem Gemüse direkt aus Ihrem eigenen Garten. Er unterstützt eine gesunde Ernährung und reduziert Ihren ökologischen Fußabdruck durch weniger Lebensmitteltransport.
Trockengarten
Trockengärten sind gut geeignet für Regionen mit Wasserknappheit, da sie trockenheitstolerante Pflanzen verwenden. Diese sparen nicht nur Wasser, sondern bieten gleichzeitig einen wertvollen Lebensraum für Käfer und Vögel.
Naturgarten
Naturgärten imitieren natürliche Ökosysteme und sind pflegeleicht. Sie stellen Lebensräume für eine Vielzahl von Tierarten zur Verfügung, indem sie eine reiche Auswahl an einheimischen Pflanzen bieten.
Blumenwiese:
Blumenwiesen sind optisch ansprechend und bieten Nahrungsquellen für Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge. Sie sind einfach anzulegen und eine hervorragende Alternative zu herkömmlichen Rasenflächen.
Staudenbeete:
Staudenbeete blühen ganzjährig und ziehen Insekten an. Durch die Auswahl mehrjähriger Pflanzen sind sie eine nachhaltige Option, die jedes Jahr wiederkehrt und dabei die biologische Vielfalt fördert.
So klappt die Renaturierung von Steingärten
Renaturierung zielt darauf ab, einen durch menschliche Eingriffe veränderten oder degradierten Ort – wie eine Steinwüste – in einen naturnahen Zustand zurückzuführen. Dieser Prozess ist besonders wertvoll, um die Biodiversität zu fördern und das ökologische Gleichgewicht zu unterstützen. Wenn Sie planen, Ihren Steingarten in einen lebendigen, umweltfreundlichen Garten umzuwandeln, sollten Sie zunächst alle nicht-organischen Materialien entfernen und den Boden verbessern. Dies schafft die notwendige Grundlage, um eine vielfältige Pflanzenwelt zu fördern. Im nächsten Schritt erfahren Sie mehr darüber, wie Sie beginnen und welche Gewächse sich besonders für die Renaturierung eignen.
Erste Schritte zur Renaturierung Ihres Steingartens
Die Umwandlung einer Steinwüste in einen grünen, lebendigen Garten beginnt mit einigen grundlegenden Schritten, die eine solide Basis für neues Pflanzenwachstum schaffen. Hier sind die ersten Maßnahmen, die Sie ergreifen sollten:
- Entfernung der Steine: Beginnen Sie mit dem sorgfältigen Entfernen aller Kiesel, Steine oder Schotter. Dies kann mühsam sein, ist jedoch essenziell, um den Boden für die Bepflanzung vorzubereiten. Verwenden Sie Schaufeln, Gartenrechen und eventuell eine Schubkarre, um das Material abzutransportieren. Überprüfen Sie zudem, ob unter dem Schotter ein Trennvlies oder eine Kunststofffolie liegt. Diese sollte ebenfalls entfernt und fachgerecht entsorgt werden, da sie die natürliche Bodendurchlässigkeit und -aktivität behindert. Vergessen Sie nicht, geeignete Arbeitshandschuhe zum Schutz Ihrer Hände zu tragen.
- Boden auflockern: Nach der Entfernung der Steine sollten Sie den darunterliegenden Boden auflockern. Verwenden Sie dazu eine Gartenfräse oder einen Spaten. Oft ist der Boden unter den Steinen verdichtet und arm an Nährstoffen. Das Auflockern hilft, die Bodenstruktur zu verbessern und bereitet ihn auf die folgende Bepflanzung vor.
- Boden verbessern: Verbessern Sie die Bodenqualität durch das Hinzufügen von Komposterde, organischem Mulch oder anderen Bodenverbesserern. Diese Maßnahme erhöht die Fruchtbarkeit und schafft ideale Bedingungen für das Pflanzenwachstum.
Welche Pflanzen eignen sich für die Renaturierung?
Für die erfolgreiche Renaturierung eines ehemaligen „Garten des Grauens“ sind einheimische Pflanzenarten besonders wertvoll. Sie sind optimal an die lokalen klimatischen Bedingungen angepasst und unterstützen die biologische Artenvielfalt. Wir zeigen Ihnen geeignete Pflanzen, die Ihrem Garten nicht nur Leben einhauchen, sondern auch wichtige ökologische Funktionen erfüllen:
Kategorie | Beschreibung | |
---|---|---|
Margerite | Wildblume | Margeriten sind bei Insekten beliebt, pflegeleicht und sonnenliebend. |
Glockenblume | Wildblume | Glockenblumen ziehen Bienen und Schmetterlinge an. |
Wiesen-Salbei | Wildblume | Der Wiesen-Salbei stellt Nektar für Bienen und Hummeln zur Verfügung. |
Schlehdorn | Strauch | Dieser Strauch bietet Nahrung und Nistplätze für Vögel und trägt weiße Blüten im Frühjahr sowie schwarze Früchte im Herbst. |
Weißdorn | Strauch | Als Heckenpflanze bietet Weißdorn Vögeln Schutz und trägt im Frühjahr weiße Blüten sowie im Herbst Beeren. |
Sanddorn | Strauch | Der Sanddorn ist für seine nährstoffreichen Beeren bekannt. |
Wildapfel | Baum | Der Wildapfel bietet Nahrung für Bienen durch seine Blüten und für Vögel durch seine Früchte. |
Feldahorn | Baum | Der Feldahorn wächst kompakt und kann als Hecke verwendet werden. Außerdem zieht er Kleintiere an und bietet Schatten. |
Eberesche (Vogelbeere) | Baum | Die Eberesche ist durch ihre Beeren sehr attraktiv für Vögel. |
Efeu | Bodendecker | Efeu bietet Deckung sowie Nahrung für viele Tiere und ist sehr anpassungsfähig. |
Waldsteinie | Bodendecker | Die Waldsteinie trägt gelbe Blüten im Frühjahr und ist immergrün |
Alpenveilchen | Bodendecker | Das Alpenveilchen blüht auch unter schwierigen Bedingungen und verleiht Ihrem Vorgarten Farbe im Herbst und Winter. |
Hauswurz | Sukkulente | Hauswurz ist sehr pflegeleicht, benötigt wenig Wasser und Nährstoffe. |
Fetthenne | Sukkulente | Die Fetthenne ist widerstandsfähig gegen Trockenheit und eignet sich daher gut für trockene Standorte. |