Planen Sie, ein Stromkabel zu verlegen, die Elektrik im Haus zu erneuern oder müssen Sie für Ihren Neubau die Elektroinstallationen planen? Dann werden Sie feststellen, dass dies keine leichten Aufgaben sind. Sie erfordern viel Fachwissen und zudem einen Überblick über aktuelle Beschränkungen und Vorgaben. Hier erfahren Sie, welche Schritte zur Installation der Elektrik gehören und welche Aufgaben Sie als Laie übernehmen dürfen!
Bedarfsanalyse und Vorplanung
Der erste wichtige Schritt ist eine ausführliche und vor allem großzügige Planung der Elektroinstallationen. Machen Sie hierfür zunächst eine Hausbegehung. Überlegen Sie sich dabei für jeden Raum, wie Sie ihn nutzen möchten und welche Geräte dabei zum Einsatz kommen. Planen Sie sowohl große Geräte, wie Kühlschränke und Fernseher, als auch kleinere, wie Tischleuchten oder Radios, ein. Bedenken Sie überdies Anschlüsse für Elektrogeräte, für die kein dauerhafter Anschluss ans Stromnetz vorgesehen ist. Strategisch sinnvoll gesetzte Steckdosen zur Nutzung oder zum Aufladen von Handys, Bügeleisen, Werkzeugen oder Staubsaugern erleichtern Ihnen den Alltag erheblich.
Tipp: Elektroinstallationen sollten zukunftsorientiert und vorausschauend geplant werden. Im Zweifelsfall sollten Sie lieber eine Steckdose mehr einplanen. Auch, wenn Sie bestimmte Geräte und Funktionen aktuell nicht nutzen, ist es sinnvoll, bereits die elektronischen Voraussetzungen dafür zu schaffen. So können Sie später Smart-Home-Installationen oder eine Ladestation für ein E-Auto leichter ergänzen.
Die Bedarfsplanung kann sich von Haushalt zu Haushalt stark unterscheiden. Wir möchten Ihnen grobe Richtwerte an die Hand geben, die als Orientierung für Sie nützlich sein können. Die Werte setzen sich wie folgt zusammen:
• Anzahl der Stromkreise: In der Regel benötigt jeder Raum einen Stromkreis. Es sollten jedoch nicht zu viele Steckdosen pro Kreis verbaut werden. Die Faustregel sieht 4–6 Steckdosen pro Stromkreis vor. Einige Geräte benötigen eigene Stromkreise. Dazu gehört zum Beispiel der Herd.
• Anzahl der Steckdosen: Die Werte beziehen sich auf den durchschnittlichen Mindestbedarf sowie auf eine großzügige, komfortable Ausstattung. Letztere bietet genügend Spielraum für spätere Nachrüstungen.
• Anzahl der Schalter: Bedenken Sie, dass hier nicht nur Lichtschalter gemeint sind. Auch Lüftungen, Jalousien und Garagentore benötigen Schalter.
Raum | Anzahl der Stromkreise | Anzahl der Steckdosen | Anzahl der Schalter | Anzahl der Lichtanschlüsse |
---|---|---|---|---|
Küche | 2-4 | 5-15 | 2-3 | 2-3 |
Wohnzimmer | 1-3 | 5-13 | 1-3 | 1-4 |
Schlafzimmer | 1-3 | 5-11 | 1-3 | 1-4 |
Badezimmer | 1-2 | 2-5 | 1-2 | 2-3 |
Arbeitszimmer/Büro | 1-3 | 3-10 | 1-2 | 1-4 |
Flur | 1 | 1-4 | entspricht der Anzahl der abgehenden Türen | 1-2 |
Esszimmer | 1-2 | 3-6 | 1-2 | 1-2 |
Garage/Werkstatt | 1-3 | 4-8 | 1-2 | 1 |
Verständnis der Normen und Vorschriften
Bei der Elektroplanung gibt es sehr viel zu beachten. Nach § 49 des Energiewirtschaftsgesetzes müssen alle Energieanlagen so errichtet und betrieben werden, dass die technische Sicherheit gewährleistet ist. Dies ist in Bezug auf Elektrizität offiziell der Fall, wenn die Regeln des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE) eingehalten wurden.
Wir haben Ihnen in der folgenden Übersicht die wichtigsten Normen und Regelungen zum Thema Elektroinstallation zusammengestellt.
Normbezeichnung | Inhalte |
---|---|
DIN VDE 0105-100 | Hier werden die Anforderungen zum Bedienen sowie die Anforderungen zum Arbeiten an, mit oder in der Nähe von elektrischen Anlagen festgehalten. Diese Norm betrifft alle Spannungsebenen von Klein- bis Hochspannung. |
DIN VDE 0100 | Dies ist die grundlegende Norm zum Errichten von Niederspannungsanlagen. Sie beschreibt zum Beispiel die Auswahl der Betriebsmittel und Schutzmaßnahmen, die ergriffen werden müssen. |
DIN VDE 0100-410 | Diese Norm beschreibt Maßnahmen zum Schutz gegen einen elektrischen Schlag. Diese Maßnahmen umfassen zum Beispiel Vorgaben zur Isolierung oder zur automatischen Abschaltung der Stromversorgung. Die Norm befasst sich auch mit dem Anwendungsbereich von FI-Schutzschaltern als Schutzeinrichtungen gegen Fehlerströme. |
DIN VDE 0100-722 | Hier werden die Anforderungen für einen Ladeanschluss für Elektrofahrzeuge beschrieben. |
DIN VDE 0100-801 | Das Ziel dieser Norm ist die Bereitstellung eines Konzeptes für die Planung und Errichtung einer energieeffizienten elektrischen Anlage. |
DIN 18015-1 | Der erste Teil der Norm DIN 18015 beschreibt die Planung von elektrischen Anlagen in Wohngebäuden. |
DIN 18015-2 | Im zweiten Teil von DIN 18015 sind Art und Umfang der Mindestausstattung elektrischer Anlagen festgehalten. Hier finden Sie zum Beispiel Angaben zur Mindestanzahl von Steckdosen und Stromkreisen nach Wohnfläche in Quadratmetern. |
DIN 18015-3 | Dieser Teil der Norm DIN 18015 befasst sich mit den sogenannten Installationszonen für elektrische Leitungen, Auslässe, Schalter und Steckdosen. Diese müssen innerhalb der Zonen installiert werden, damit es zum Beispiel bei Bohrungen nicht zu Verletzungen und Sachschäden kommt. |
RAL-RG 678 | Diese Regelung geht auf Standard- und Komfortausstattungen ein, die über die Norm DIN 18015 hinausgehen, so zum Beispiel Jalousiensteuerung, Fenster- und Türüberwachung sowie Temperatursteuerungen für einzelne Räume. |
DIN VDE-AR-N 4100 | Hier werden technische Anforderungen zusammengefasst, die bei der Planung und Errichtung sowie beim Betrieb von elektrischen Anlagen zu beachten sind. Auch die Anforderungen, die beim Anschluss an das Niederspannungsnetz des Netzbetreibers zu beachten sind, werden hier beschrieben. |
DIN VDE-AR-N 4105 | Diese Norm beschäftigt sich mit Erzeugungsanlagen (zum Beispiel in Form von Solarzellen in einer Photovoltaikanlage) im Niederspannungsnetz. |
DIN VDE 0701 und DIN VDE 0702 | Die DIN VDE 0701 stellt ein allgemeingültiges Prüfverfahren bereit. Dieses soll die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen für elektrische Geräte nach einer Reparatur nachweisen. Die DIN VDE 0702 hingegen beschreibt ergänzend ein Verfahren zur regelmäßigen Wiederholung dieser Überprüfung. |
Unbedingt beachten: Nach §13 der Niederspannungsanschlussverordnung (NAV) ist der Anschlussnehmer für alle Elektroinstallationen, die zu seinem Eigentum gehören, verantwortlich. Arbeiten an der elektrischen Anlage dürfen nur durch den Netzbetreiber oder durch Personen mit anerkannter fachlicher Eignung entsprechend den Regeln des VDE vorgenommen werden.
Entwurf des Elektroinstallationsplans
Installationspläne sind Grundrisse, auf denen die Art und die Position jeder Elektroinstallation verzeichnet sind. Solche Pläne sind die Vorlage für die eigentliche Installation und vereinen Ihre Wünsche mit den rechtlichen und technischen Vorgaben. In der Regel erstellen Sie den Elektroinstallationsplan also in Zusammenarbeit mit einer fachkundigen Person.
Für den Entwurf des Installationsplans sind für Sie Vorüberlegungen zu drei wichtigen Bereichen notwendig. Zunächst die Anzahl der Vorrichtungen, wie Sie sie bei der Bedarfsanalyse ermittelt haben. Im zweiten Schritt geht es um die Position der Installationen. Auch hierbei gibt es für Sie einiges zu bedenken, so zum Beispiel:
• Lichtschalter liegen klassisch neben der Tür. Doch im Schlafzimmer kann es beispielsweise sinnvoll sein, einen zusätzlichen Schalter am Bett zu haben. Denken Sie bei der Planung deshalb auch über die Nutzung der Schalter im Alltag nach.
• Damit Anschlüsse, Steckdosen und Schalter später nicht verdeckt sind, sollten Sie wissen, wo Ihre Möbel stehen werden. Bedenken Sie neben der Breite auch die Höhe von Möbelstücken (zum Beispiel die Höhe der Küchenzeile).
• Räume verändern sich. Aus einem Kinderzimmer könnte später ein Arbeitszimmer werden? Sie räumen Ihre Möbel gerne um? Oder möchten Sie in einigen Jahren ein Elektroauto erwerben? Planen Sie Ihre Elektroinstallationen vorausschauend. Wenn Sie bereits wissen, dass Sie Nachrüstungen vornehmen wollen, können Sie zum Beispiel Leerrohre verlegen oder Unterputzdosen einbauen lassen.
Im letzten Schritt geht es an die Auswahl der Elektrokomponenten. Jede Installationsart hat im Plan ihr eigenes Symbol.
Wenn Sie Ihre Elektroinstallationen planen, geht es bei der Auswahl zunächst um die Funktion der einzelnen Komponenten. Hier finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Arten von Steuerungselementen, Steckdosen und Leuchten sowie ihre Symbole im Installationsplan.
Dimmer und Schalter | Steckdosen | Leuchten |
Dimmer und Schalter
Bei der Auswahl von Bedienungselementen müssen Sie sich zunächst entscheiden, von wie vielen Punkten im Raum Sie wie viele Lichtquellen oder andere Geräte ansteuern möchten. In der folgenden Übersicht finden Sie die wichtigsten Optionen.
Dimmer
Ein Dimmer ermöglicht es Ihnen, Lichtquellen stufenlos in ihrer Helligkeit zu regulieren. Hier können Sie das Licht also nicht nur ein- und ausschalten, sondern auch hoch- oder herunterregeln.
Ein-Aus-Schalter
Dieser Schalter bedient eine einzelne Leuchte von einem Punkt aus. Er schaltet sie ein und aus und eignet sich besonders für kleine Räume.
Wechselschalter
Mit Wechselschaltern können Sie eine Leuchte von zwei Punkten im Raum ein- und ausschalten. Dies ist zum Beispiel für die Deckenbeleuchtung im Schlafzimmer sinnvoll. Mit zwei Wechselschaltern können Sie die Beleuchtung von der Tür aus und vom Bett aus steuern.
Kreuzschalter
Kreuzschalter ermöglichen es Ihnen, eine Leuchte von mehr als zwei Punkten im Raum zu bedienen. Wenn Sie einen langen Flur mit vier abgehenden Türen haben und neben jeder einen Schalter wünschen, ist dies eine gute Option. Kreuzschalter werden in Kombination mit zwei Wechselschaltern verwendet. Für die vier Türen in Ihrem Flur bräuchten Sie demnach zwei Wechselschalter und zwei Kreuzschalter.
Serienschalter
Serienschalter bieten die Möglichkeit, die Beleuchtung eines Raumes flexibel zu steuern. Mit zwei oder drei Wippen können verschiedene Lampen unabhängig voneinander oder gleichzeitig geschaltet werden, um die Lichtstimmung den jeweiligen Bedürfnissen anzupassen.
Jalousieschalter
Diese Schalter können für motorisierte Rollläden, Dachfenster oder Markisen verwendet werden. In der Regel sind diese Schalter wie Serienschalter mit zwei Wippen ausgestattet, die die Fahrtrichtung steuern.
Steckdose
Bei Steckdosen unterscheidet man zunächst zwischen Aufputz- und Unterputzsteckdosen. Unterputzsteckdosen wird die Dose in die Wand eingelassen. Nach außen sieht man hier lediglich die Öffnung für den Stecker (Abdeckung für den Steckdoseneinsatz) sowie den Rahmen. Aufputzsteckdosen hingegen werden auf die Wand gesetzt. Die Dose steht also hervor. In Wohnräumen findet man vorwiegend platzsparende Unterputzsteckdosen. In Kellern und Garagen jedoch kommen häufig auch Aufputzsteckdosen zum Einsatz.
Einfachsteckdose
Hierbei handelt es sich in der Regel um eine Schutzkontaktsteckdose. Es kann ein Gerät mit einem Stecker angeschlossen werden. Einfachsteckdosen gibt es auch mit USB-Anschlüssen.
Mehrfachsteckdose
Bei der Mehrfachsteckdose liegen mehrere Anschlüsse neben- oder übereinander. Das ist zum Beispiel hilfreich, wenn am selben Ort mehrere Geräte angeschlossen werden sollen. Zudem bieten moderne Mehrfachsteckdosen oft zusätzliche Funktionen wie integrierten Überspannungsschutz oder USB-Ladeanschlüsse, um Ihre elektronischen Geräte optimal zu schützen und aufzuladen.
Telefonsteckdose
Die Telefonsteckdose (TAE-Dose) verfügt über zwei Buchsen. Diese sind mit N und F gekennzeichnet. Die F-Buchse ermöglicht den Anschluss eines Telefons. Sie fungiert außerdem als IP-Anschluss. An die N-Buchse können Router und Anrufbeantworter sowie Faxgeräte angeschlossen werden.
Antennensteckdose
Diese Antennendose hat zwei bis vier Anschlüsse. Sie wird für den Anschluss eines Fernsehgerätes benötigt und ermöglicht auch den Anschluss eines Kabelmodems oder eines Kabelrouters. Mit der Möglichkeit, mehrere Geräte gleichzeitig anzuschließen, bietet sie eine praktische Lösung für moderne Unterhaltungssysteme und die Einrichtung von Heimnetzwerken.
Herdanschlussdose
Herde benötigen einen Starkstromanschluss, der eine höhere Spannung und Leistung als herkömmliche Steckdosen bietet. Hierfür gibt es eine gesonderte Anschlussdose, die speziell für die sichere und effiziente Stromversorgung von Elektroherden ausgelegt ist.
Leuchten
Bei Lichtanschlüssen unterscheidet man für Elektroinstallationen zwischen Deckenleuchten und Wandleuchten.
Deckenleuchte
Deckenleuchten sorgen für die Grundbeleuchtung eines Raumes und schaffen eine gleichmäßige Lichtverteilung, die die gesamte Fläche erhellt. Je nach Größe und individuellen Anforderungen können mehrere Leuchten installiert werden, um eine optimale Ausleuchtung zu gewährleisten und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
Wandleuchte
Wandleuchten setzen punktuelle Akzente im Raum und tragen zur Schaffung einer stimmungsvollen Atmosphäre bei. Sie bieten sich zum Beispiel in fensterlosen Badezimmern als Ergänzung der Deckenbeleuchtung an, indem sie zusätzliches Licht liefern und bestimmte Bereiche wie den Spiegelbereich oder bestimmte Dekorationen hervorheben.
Installation und Verkabelung
Nach der Elektroplanung geht es an die Installation und Verkabelung. Folgende Arbeiten dürfen Sie als Laie durchführen:
• Schlitze stemmen: Leerrohre und Leitungen werden in Wänden aus Mauerwerk oder Beton in Schlitzen verlegt. Diese können Sie mit geeigneten Werkzeugen, wie einer Mauernutfräse, selbst in die Wand stemmen. Bei Trockenbauwänden entfällt dieser Schritt. Hier werden die Leitungen hinter den Platten verlegt.
• Leerrohre verlegen: Sind die Schlitze aufgestemmt, verlegen Sie darin Leerrohre. Dafür eignen sich am besten Flexrohre. In diesen können dann später die Leitungen verlegt werden. Leerrohre erleichtern einen späteren Austausch oder eine Ergänzung der Kabel.
• Schalter und Anschlussdosen vorbereiten: An den Endpunkten der Leerrohre können Sie bereits Unterputzdosen einbauen. Diese werden für die spätere Installation von Schaltern und Steckdosen benötigt.
Tipp: Eine genaue Anleitung zum Bohren der Löcher für die Unterputzdosen sowie zum Verlegen von Leerrohren finden Sie in unserem Ratgeber „Schalter und Steckdosen anschließen“.
Prüfung und Inbetriebnahme
Sind alle Elektroinstallationen vorgenommen, sollten diese durch einen Installateur überprüft und dokumentiert werden. Dies gilt auch und insbesondere für Arbeiten, die Sie selbst durchgeführt haben. In der Dokumentation werden zum einen die geprüften Stromkreise und zum anderen die Prüf- und Messgeräte aufgeführt. Erst wenn die Abnahme der Elektroinstallation durch Fachpersonal erfolgt ist, sollten Sie Ihre Elektroinstallation in Betrieb nehmen.