Oft nehmen wir sie kaum wahr oder, schlimmer noch, empfinden sie als lästig. Dabei werden Nützlinge ihrem Namen in so vieler Hinsicht gerecht! Wir zeigen die vielen Qualitäten, die in den kleinen freiwilligen Gartenhelfern stecken und verraten, wie man den Garten so gestaltet, dass sich Insekten, Vögel und Eidechsen wohl fühlen.
Was sind eigentlich Nützlinge?
Meist werden als Nützlinge Insekten und Kleintiere bezeichnet, die einen bestimmten Nutzen für uns Menschen erfüllen. Sie fressen Schädlinge, lockern die Erde, bestäuben Pflanzen oder verwerten Gartenabfälle.
Aber: Fast jeder Nützling kann auf gewisse Weise auch ein Schädling sein – und umgekehrt. Denn in der Natur ist alles eine Frage des Gleichgewichts aus Geben und Nehmen.
Ein Beispiel: Damit sich blattlausfressende Arten wie der Marienkäfer im Garten wohlfühlen und bleiben, muss zunächst auch eine gewisse Population an Blattläusen vorhanden sein.
Dann wächst auch die Zahl der Nützlinge – so lange, bis die Blattlaus-Bevölkerung nicht mehr zur Verköstigung aller ausreicht und sich der Nützlingsbestand dadurch wiederum verringert. Dann beginnt der Kreislauf wieder von vorn.
Diesen Kreislauf müssen Gartenbesitzer allerdings zulassen, sie dürfen nicht durch den Einsatz von Pestiziden eingreifen.
So bietet Ihr Garten den Nützlingen Lebensraum
Damit sich die fleißigen Tierchen in Ihrem Garten niederlassen, sollte dieser möglichst naturnah angelegt sein. Setzen Sie am besten auf einen üppigen, abwechslungsreichen Mix aus heimischen Blüh- und Grünpflanzen.
Verzichten Sie so konsequent wie möglich auf Insektizide. Und keine Panik, wenn sich z. B. Blattläuse ansiedeln – sie läuten auch die Ankunft der Nützlinge ein.
Mit Laub- und Reisighaufen sowie Wildgehölzhecken bieten Sie Insekten, Säugetieren und Vögeln sowohl Unterschlupf als auch Jagdrevier. Steinmauern oder ein Teich locken Eidechsen und Kröten in den Garten.
Damit sich Bodennützlinge wohlfühlen, sollte das Erdreich chemiefrei bleiben. Besonders beliebt bei den hilfreichen Würmern und Mikroorganismen: der Kompost).
Für Insekten bieten abgestorbene Blütenstände einen willkommenen Unterschlupf. Noch effektiver locken „fertige“ Nützlingsquartiere wie Insektenhotels die gewünschten Gäste in Ihr grünes Reich. Das können Sie auch mit einfachen Mitteln selbst bauen.
Hier fühlen sich Nützlinge zu Hause
Gönnen Sie Ihrem Garten ruhig ein bisschen „Ungezähmtheit“, sorgen Sie für Pflanzenvielfalt und schaffen Sie gezielt Bereiche, in denen Nützlinge Unterschlupf und Nahrung finden.
Hier sehen Sie, wie Sie Ihren Garten attraktiver für Igel, Eidechse, Biene & Co. machen können.
1. Vogelnistkästen
Geben Sie den Piepmätzen einen geschützten Platz zum Brüten. Sie belohnen es mit ihrem lieblichen Gesang und halten die Insektenpopulation im Garten im Zaum.
2. Insektenhotel
Schlupfwespen, Wildbienen oder Florfliegen ziehen gern in die vorgefertigten Quartiere ein, um dort zu nisten und zu überwintern.
3. Totholzhaufen
Mut zur Unordnung! Nicht jede Laub- und Holzansammlung müssen Sie sofort entfernen. An einem halbschattigen Plätzchen wird sie zum Tummelplatz für verschiedene Nützlinge wie Igel oder Blindschleiche.
4. Futterpflanzen für Nützlinge
Schaffen Sie eine nahrhafte Umgebung für die hilfsbereiten Insekten. Über Dill und Steinkraut freuen sich zum Beispiel Marienkäfer. Schwebfliegen lieben blühenden Staudenfenchel.
5. Futter für Bienen
Die fleißigen Bestäuber sind auf abwechslungsreiche Ernährung angewiesen. Sie mögen u. a. Sommerblumen wie Cosmea, Ringelblumen oder Reseda.
6. Gemischte Blüten-/Wildobststräucher
Willkommene Pollen- und Nektarquelle für Bienen oder Hummeln, aber auch Lebensraum für Igel und Vögel.
7. Mauern und Findlinge
Der perfekte Platz für Eidechsen, um die Körpertemperatur durch ein Sonnenbad zu erhöhen. Dadurch werden sie deutlich agiler und erwischen bei ihrer Jagd umso mehr Schädlinge.
8. Schädlinge zulassen, um Nützlinge zu locken
Hauptnahrung vieler Nützlinge sind die unbeliebten Blattläuse. Sie locken Nützlinge überhaupt erst in den Garten. Deshalb sollten Sie Blattläuse besonders im Frühjahr dulden.
9. Gartenteich
Die Wasseroase erfreut Menschen und Tiere gleichermaßen: Frösche und Kröten gehen von dort z. B. auf Schneckenjagd, Libellen halten Mücken in Schach.
Nützliche Artenvielfalt im Überblick
Nützlinge sind nicht immer nur Schädlingsvertilger. Sie können auch als Bestäuber oder Bodenbearbeiter tätig sein. So sind z. B. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge maßgebend für eine ertragreiche Obst- und Gemüsezucht. Regenwürmer lockern das Erdreich – so sorgen sie für gute Belüftung und Drainage. Durch die Verdauung von organischen Bodenanteilen leisten sie zudem einen wichtigen Beitrag zur Humusbildung, sie steigern also den Nährstoffgehalt im Boden.
Gegen Schädlinge wie Blattläuse, Thripse oder Spinnmilben helfen aber immer noch ein paar zuverlässige Fressfreunde am besten. Welche Sie davon bei sich im Garten ansiedeln möchten, sollten Sie von der Schädlingsart abhängig machen. Das bedeutet: Bestimmen Sie zuerst den Störenfried und lassen Sie dann den passenden Gegenspieler darauf los.
Hier zwei Beispiele: Thripse sind etwa 1 – 2 mm lang, haben einen stäbchenförmigen Körper und gefranste Flügel. Sie schaben das Blattgrün von Blättern ab und saugen Pflanzenzellen aus. Dadurch gelangt Luft in die Zellen, die Pflanze trocknet aus und verkrüppelt. Gegen Thripse helfen die Raubmilbenarten Amblyseius cucumeris und Amblyseius barkeri am besten. Die Nützlinge können in Tütchen an die Pflanze gehängt oder auf sie gestreut werden.
Durch sog. Parasitierung bekämpft dagegen die Schlupfwespe den Schädling Weiße Fliege. In diesem Fall bedeutet das: Sie legt ihre Eier unterhalb der Larven der Weißen Fliege ab, sodass sich die neu geschlüpften Schlupfwespen direkt darin einnisten können.
Weitere Nützlinge und deren Nutzen finden Sie hier:
Bestäuber
Biene (Apis mellifera)
Die Honigbiene und ihre Verwandten wie die Mauer- oder die Wildbiene sorgen durch Bestäubung für das Fortbestehen und die Vermehrung von Blütenpflanzen. Bei Obstbäumen fördern sie reichen Ertrag.
Honigbienen sind „blütenstet“, besuchen also pro Flug nur die Blüten einer bestimmten Art und sammeln Nektar erst ab einem gewissen Zuckergehalt. Die solitär lebende Wildbiene ist dagegen bei der Nektarsuche auch mit weniger zufrieden. Sie nistet in morschem Gehölz, Pflanzenstängeln oder verlassenen Käfertunneln.
So locken Sie Bienen in den Garten:
Schmetterling (Lepidoptera)
Es gibt sie in unzähligen verschiedenen Arten, doch wie bei den Bienen sind viele davon vom Aussterben bedroht. Grund dafür sind schwindender Lebensraum und Pestizide. Dabei bereichern die bezaubernd gemusterten Flattertiere nicht nur optisch den Garten, sie leisten auch einen wertvollen Beitrag zur Bestäubung.
Damit Schmetterlinge in Ihren Garten kommen, sollten sie von Frühjahr bis Herbst eine vielfältige Auswahl heimischer, ungefüllter Wildblüten vorfinden.
So locken Sie Schmetterlinge in den Garten:
Schädlingsfresser
Marienkäfer (Coccinellidae)
Marienkäfer gelten als Glücksbringer. Es gibt insgesamt rund 100 verschiedene Arten. Marienkäfer fressen hauptsächlich Blattläuse, Schildläuse und Spinnmilben. Bereits als Larve – dieses Stadium dauert 30 bis 60 Tage – fressen Marienkäfer bis zu 800 Blattläuse. Über ein gesamtes Käferleben können es sogar 4.000 werden. Deshalb sind sie beliebte Schädlingsbekämpfer in Gartenbau und Landwirtschaft.
Je nach Klima entstehen 1 – 3 Generationen pro Jahr. Ausgewachsene Tiere überwintern an geschützten Orten wie Steinhaufen, Gehölz oder Hecken.
So locken Sie Marienkäfer in den Garten:
Igel (Erinaceidae)
Der (in Deutschland) braunbrüstige Einzelgänger wird bei Gartenfreunden nicht nur aufgrund seines putzigen Aussehens geschätzt: Er ist ein effektiver Schnecken- und Insektenfresser – besonders im Spätsommer, wenn er sich auf seinen Winterschlaf vorbereitet. Dabei frisst er allerdings auch Nützlinge wie Regenwürmer.
Wichtig: Igel sind Wildtiere. Sie sollten nicht ins Haus geholt werden! Wenn Sie ein verletztes oder im Winter ein stark geschwächtes Tier finden, kontaktieren Sie einen Tierarzt oder eine Igelstation.
So locken Sie Igel in den Garten:
Eidechse (Lacertidae)
Ebenfalls beliebt als Vertilger von Schnecken, Ameisen, Läusen und Würmern: die Eidechse. In Deutschland leben vornehmlich Zaun-, Mauer- und Waldeidechsen.
Die flinken Reptilien sind wechselwarm, ihre Körpertemperatur passt sich also der Umgebung an. Deshalb brauchen Eidechsen sonnige Fleckchen, an denen sie sich morgens aufwärmen können. Auch hier gilt: Die Natur macht keinen Unterschied zwischen Nützling und Schädling. So stehen Eidechsen zum Beispiel auf dem Speiseplan von Igeln, Vögeln und gelegentlich auch Maulwürfen.
So locken Sie Eidechsen in den Garten:
Florfliege (Chrysopidae)
Die Gemeine Florfliege, auch Goldauge genannt, zählt zu den beliebtesten und effektivsten Schädlingsbekämpfern. Ob im Gewächshaus, in Innenräumen oder im Freien: Die Nützlinge können überall eingesetzt werden und vertilgen schon im Larvenstadium bis zu 210 Blattläuse pro Woche.
Auch Thripse, Spinnmilben, Schmier- und Wollläuse stehen bei Florfliegen auf dem Speiseplan – dadurch eignen sie sich ideal bei Mischbefall von Pflanzen. sie können Florfliegen als Larven im Fachhandel kaufen oder durch durch einen blumenreichen Garten anlocken.
So locken Sie Florfliegen in den Garten:
Kohlmeise (Parus major)
Gelber Bauch mit schwarzem Streifen, schwarz-weißer Kopf und kaum zu überhörende Singstimme: Die Kohlmeise findet sich wohl in beinahe jedem deutschen Garten. Und darüber dürfen sich die Besitzer auch freuen. Denn um ihren Nachwuchs zu füttern, sammeln die Vögel unablässig Blattläuse, Raupen sowie andere Insekten und Larven.
Anlocken lassen sie sich durch ein reichhaltiges Nahrungsangebot, also vielseitige Bepflanzung, in der sich allerlei Kleingetier tummelt. Im Winter helfen Meisenknödel bei der Futtersuche und ein Nistkasten bietet Unterschlupf.
So locken Sie Kohlmeisen in den Garten:
Kröte (Bufonidae)
Die heimischen Amphibien – ebenso wie Frösche und Molche – sind wirkungsvolle Schädlingsbekämpfer. Nicht nur Insekten stehen auf ihrem Speiseplan, sondern z. B. auch Schnecken. Da freuen sich Salatzüchter!
Damit sich Kröten & Co. in Ihrem Garten wohlfühlen, brauchen Sie nicht gleich einen Gartenteich – auch wenn der bevorzugt angenommen wird. Schaffen Sie stattdessen Rückzugsorte wie Reisig-, Laub- oder Totholzhaufen, Hecken oder eine Trockenmauer. Übrigens: Erdkröten stehen unter Naturschutz – sie dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden.
So locken Sie Kröten in den Garten:
Bodenpfleger
Regenwurm (Lumbricidae)
Auch wenn sie für den Laien alle mehr oder weniger gleich aussehen, gibt es eine Vielzahl verschiedener Arten von Regenwürmern. Und diese tragen in vielerlei Hinsicht zur Verbesserung der Bodenqualität bei: Sie graben sich ins Erdreich, wodurch es gelockert, durchmischt und belüftet wird. Darüber hinaus verdauen sie z. B. Pflanzenreste und produzieren durch ihre Ausscheidungen einen nährstoffreichen Ton-Humus-Komplex, der die Mikroorganismen im Boden begünstigt.
So locken Sie Regenwürmer in den Garten:
Tausendfüßer (Myriapoda)
Die faszinierend anzusehenden Tausendfüßer unterteilen sich in unzählige Arten, meist ist aber schlicht die Klasse der Doppelfüßer gemeint. Die vielbeinigen Tierchen reagieren sehr empfindlich auf ihren Lebensraum und sind daher hervorragende Indikatoren für die Bodenqualität. Sie verbreiten sich vor allem in humusreichen Untergründen, wenn dort genügend Kalk, Kalium und Phosphor vorhanden sind.
So locken Sie die Tausendfüßer in den Garten: